Ein weiteres Gebiet, auf dem Frankreich und Deutschland erheblichen Entwicklungsbedarf aufweisen, ist die künstlerische und kulturelle Bildung. Gerade hier sieht der Rat zudem ein Feld gegenseitiger Befruchtung. Trotz wiederholter Anstrengungen ist es noch nicht ausreichend gelungen, die inzwischen allgemein bekannten Vorzüge einer musischen Bildung sinnvoll in die Lehrpläne zu integrieren. Eine Neuorganisation des Unterrichts musischer Fächer (Musik, Tanz, bildende und darstellende Kunst), insbesondere in Vor- und Grundschulen, scheint in beiden Ländern unverzichtbar, um den kulturbezogenen Fächern – angereichert mit interkultureller Komponente – denselben Stellenwert einzuräumen wie dem naturwissenschaftlich-mathematischen und dem geschichts- und gesellschaftswissenschaftlichen Lehrangebot. Einrichtungen, die Kunst und Kultur verpflichtet sind, können ein Welt- und Menschenbild jenseits von Konvention und Materialismus vermitteln.
Aus dieser Weltsicht heraus erachtet die Kulturpolitik folgende Aspekte als Teil des Allgemeininteresses:
- ein vielfältiges Angebot – Unabhängigkeit und Pluralismus im Schaffen und der Verbreitung von Kunst und Kultur;
- die Demokratisierung des Zugangs zu kulturellen Einrichtungen und zu Kunstwerken.
Dies findet seinen Ausdruck in Maßnahmen zur finanziellen Unterstützung und zum Schutz des kulturellen Erbes, der darstellenden und der bildenden Kunst und zur Regulierung der allein marktgesteuerten Kräfte in der Kulturwirtschaft: Verlagswesen, Film, audiovisuelle Medien und Musik.