Podiumsdiskussion „Kunst & Demokratie : Urheberrecht und Verbreitung in Europa“

Am 21. September haben Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie und Bruno Boutleux, Generaldirektor von Adami (der französischen Verwertungsgesellschaft für ausübende Künstler), beide DFKR-Mitglieder, im Rahmen des Reeperbahn Festivals (das größte Clubfestival der Musik- und Digitalbranche in Deutschland – mehr als 37.000 Besucher im Jahr 2016) die zwei EU-Abgeordneten Jean-Marie Cavada (ALDE) und Helga Trüpel (Grüne/EFA) sowie den französischen Singer-Songwriter Antoine Villoutreixzur Diskussionsrunde von „Kunst & Demokratie“ getroffen, um die aktuelle Reform des Urheberrechts in der Europäischen Union anzusprechen. Die Diskussion wurde vom NDR-Journalist Jan Hendrik Becker moderiert. 

Die Redner waren sich schnell einig, dass es notwendig ist, neue Regeln für die Online-Plattformen wie Youtube oder Dailymotion aufzustellen, deren Inhalt durch Nutzer hochgeladen wird (User-Uploaded-Content). Das Ziel: dem sogenannten „Value Gap“entgegenwirken, welcher den Künstlern und Kulturschaffenden ihrer Vergütung beraubt, wenn ihre Werke in das Internet kommen.

„Um 100 € auf Youtube zu verdienen, braucht ein Künstler eine Million Aufrufe“ – Bruno Boutleux

Um dieses Phänomen in Ziffern auszudrücken, bezieht sich Bruno Boutleux auf eine Studie von seiner Verwertungsgesellschaft Adami„Heutzutage muss ein Künstler 100 CDs verkaufen, um 100 € zu verdienen. Um die gleiche Summe auf Youtube zu verdienen, braucht er eine Million Aufrufe.“ Außerdem sind nur 46 Cent von den 9,99 €, die ein Spotify-Abonnement im Monat kostet, für die Vergütung von Künstlern bestimmt. Das heißt, dass sich alle Künstler, die im Laufe eines Monats von dem Abonnenten gehört werden, 46 Cent teilen müssen. 

Eine Aussage, die zum Teil von Antoine Villoutreix bestätigt wird: „Ein Künstler kann schnell die Kontrolle über seine Werke verlieren, sobald er sie ins Internet stellt, sowohl in positiver (bessere Verbreitung beim Publikum) als auch in negativer Hinsicht (übermäßige Weiterverwendung, schlecht oder gar nicht bezahlt).“ Er beklagt darüber hinaus die Tatsache, dass bis heute keine europäische Plattform im Internet existiert, die Youtube Konkurrenz machen könnte 

Florian Drücke seinerseits hat daran erinnert, dass viele Partner, die sich die Einkommen im Kulturbereich (Künstler, Produzenten, etc.) teilen, hier Meinungsverschiedenheiten überwinden mussten. Die vorrangige Frage sei es, die juristischen Rahmenbedingungen neu zu definieren, welche während der kommenden zwanzig Jahre, maßgeblich für alle im Internet sein werden. Ein entscheidendes „Update“ auf europäischer Ebene, das der deutsch-französische Motor begünstigen sollte.

Der Kulturbereich in Europa, das sind 536 Milliarden Euro pro Jahr und 7,1 Millionen Arbeitsstellen“ – Jean-Marie Cavada

In dieser Frage haben die europäischen Abgeordneten Helga Trüpel und Jean-Marie Cavada behauptet, dass die Europäische Union politischen Druck auf die Giganten des Internets ausüben mussten, insbesondere auf die GAFA (Google, Apple, Facebook, Amazon). In der Tat beherrschen diese Unternehmen, welche ihren Sitz außerhalb Europas haben, die Mittel zur Verbreitung von kulturellen und künstlerischen Inhalten, wohingegen die EU in der Schaffung dieser Inhalte viel aktiver ist. 

Helga Trüpel freute sich über die Tatsache, dass sich das Europäische Parlament wahrscheinlich in der Mehrheit für eine stärkere Regulierung entscheidet, was vor einem Jahr noch nicht der Fall war, vor allem am Anfang der Debatte über die Reform des Urheberrechts 2015. 

Außerdem hat Jean-Marie Cavada darauf hingewiesen, dass „der Kunst- und Kulturbereich in Europa 536 Milliarden Euro im Jahr mit 7,1 Millionen Arbeitsstellen erwirtschaftet, mehr als die Automobilindustrie und Telekommunikationsbranche zusammen“ (gemäß einer Studie des Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY im Jahr 2014). Zum Schluss appellierte er an die Zuschauer des Reeperbahn Festivals, Druck auf die jeweiligen Regierungen auszuüben, insbesondere mit Blick auf das Digitales Gipfeltreffen in Tallinn, das für den 29. September 2017 vorgesehen ist.

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